Bezirksturnfest in Neuhaus |
Neuhaus, 15. August Neuhaus, das alte mit der Geschichte Paderborns eng verknüpfte Städtchen, hatte am Samstag und Sonntag ein Festtagsgewand angelegt und hieß die Jünger des Turnvaters "Jahn" zum Bezirksturnfest herzlich willkommen. Aber nicht allein das Bezirksfest sollte gefeiert werden, man vereinigte zu gleicher Zeit auch damit das Fest des 40jährigen Bestehens des Turnvereins "Westfalia" Neuhaus. Nachdem am Samstag nachmittag eine Kampfrichtersitzung stattgefunden hatte, wurde am Abend ein großer Fackelzug veranstaltet. Unter den Klängen der Feuerwehrkapelle nahm der Zug zunächst seinen Weg zum Markt, woselbst die Mitglieder des Turnvereins "Westfalia" ein Fackelschwingen veranstalteten. Hierauf ging es weiter bis zur Kriegerhalle, wo ein Festkommersstattfand. Nach einem Prolog hielt Herr Thorn, der Vorsitzende von "Westfalia" die Begrüßungsansprache. Er hieß alle Gäste, besonders die Spitzen der Gemeinde- und Militärbehörde herzlich willkommen und endete mit dem Wunsche, daß der Turngedanke sich in Neuhaus immer weiter ausbreiten möge. Der SonntagDer Weckruf am frühen Morgen kündete den Anbruch des Hauptfesttages an. Nach dem gemeinschaftlichen Gottesdienst traten um 8 Uhr zirka 300 Wettkämpfer auf dem Sportplatz an, um im friedlichen Wettkampfe ihre Kräfte zu messen. Hart war der Kampf um die Siegespalme, und die Kampfrichter hatten gewiß keine kleinen Aufgaben bei Bewertung der Uebungen zu leisten, da durchweg gute Leistungen geboten wurden. Als kurz nach 2 Uhr mit der Aufstellung zum Festzuge begonnen war, zog ein schweres Gewitter herüber, und ein strömender Regen prasselte hernieder. Dadurch trat eine Unterbrechung ein, und erst nach 3 Uhr, nachdem der Regen sich in etwa gelegt hatte, formierte sich der Festzugund mit klingendem Spiel ging es zum Marktplatz. Hier richtete Gemeindevorsteher Adrian nochmals herzliche Worte der Begrüßung an die Turner und schloß seine Ausführungen mit einem kräftigen "Gut Heil" auf die Deutsche Turnerschaft. Die Abwicklung des Programms nahm auf der Sportwiese seinen Fortgang. Die weißgekleidete Schar der Wettkämpfer, voran die Banner, zog noch einmal auf, und unter Leitung des Bezirksturnwarts Vogt, kamen die allgemeinen Freiübungen zur Vorführung. Wie alle übrigen Darbietungen, verdienen auch diese Uebungen Worte der Anerkennung. Turnverein Jahn Paderborn wartete mit einigen Sondervorführungen am Reck, im Keulenschwingen, ferner mit Stab- und Freiübungen auf, die wegen ihrer korrekten Durchführung stürmischen Beifall ernteten. Punkt 6 Uhr erfolgte die PreisverteilungDer offizielle Teil hatte damit sein Ende gefunden. Bei Tanz und musikalischer Unterhaltung blieb man noch einige Stunden zusammen. Gegen Mitternacht schied man auseinander, im Bewußsein, in Neuhaus eine gastliche Stätte gefunden zu haben. entnommen aus "Blätter für den Ostwestfälischen Turngau" No. 131, September 1927 |